Achtung beim Kauf von Gebrauchtwagen

Jun 18, 2024

In Deutschland sind die Preise für Gebrauchtwagen rückläufig. Bedeutet also, wer es richtig anstellt, kann für gutes Geld ein gebrauchtes Fahrzeug kaufen. Doch Vorsicht! Nicht immer halten die gebrauchten Autos, auch das, was von den Verkäufern versprochen wurde.

Denn mit den sinkenden Preisen scheinen auch viele Händler die Moral zu verlieren und jubeln den Kunden nicht selten Fahrzeuge unter, an denen sie nicht lange Freude haben werden. Aber wie kann man nun sicher sein, einen einigermaßen guten Gebrauchtwagen zu bekommen?

Gebrauchtwagen: nur von seriösen Verkäufern!

Der wichtigste Punkt beim Kauf eines Gebrauchtwagens ist wohl zunächst einmal einen vertrauenswürdigen Verkäufer zu finden. Denn leider tummeln sich unter den Gebrauchtwagenverkäufern viele schwarze Schafe, denen es nur darum geht, das schnelle Geld zu machen. Wie aber lässt sich in diesem Fall nun die Spreu vom Weizen trennen?Die gute Nachricht; Es gibt auch eine Reihe von seriösen Gebrauchtwagenanbietern. Und diese haben nichts zu verbergen, sodass sie ihren Kunden genügend Zeit geben – beispielsweise für die Besichtigung und eine Probefahrt. Zudem können die Interessenten bei diesen Verkäufern eine vollständige Dokumentation aller Wartungsarbeiten und Inspektionen des Fahrzeuges erwarten.

Auf Nummer sicher bei einem Händler

Händler, die Gebrauchtwagen anbieten, verlangen oftmals höhere Preise für einen Gebrauchtwagen. Allerdings können die Käufer in diesem Fall auch etwas sicherer sein. Sofern ein Gebrauchtwagen bei einem Händler gekauft wird, muss dieser für ein Jahr haften, sollten Mängel an dem Fahrzeug auftreten. Aber Achtung: Nach sechs Monaten muss der Käufer nachweisen, dass der monierte Fehler bereits beim Kauf vorgelegen hat.
Hellhörig sollten Käufer allerdings werden, sofern sich im Kaufvertrag Formulierungen wie: »gekauft wie gesehen« oder »im Kundenauftrag« finden lassen. Diese Phrasen deuten oftmals auf einen unseriösen Verkäufer hin, der die gesetzliche Sachmängelhaftung umgehen will. Also, lieber Finger weg!

Im Dunkeln ist gut munkeln – auch beim Gebrauchtwagenkauf

In der Dunkelheit kann sich so manches verbergen – so auch bei einem Gebrauchtwagen. Kleine Fehler oder Macken fallen bei schlechten Lichtverhältnissen nicht gleich auf und dementsprechend ist das Entsetzen dann groß, wenn der neu erworbene fahrbare Untersatz am nächsten Morgen noch einmal genauer betrachtet wird.

Aus diesem Grund sollte die Besichtigung für einen Gebrauchtwagen bei Tageslicht und guten Witterungsbedingungen erfolgen. So lassen sich auch reparierte oder ausgetauschte Teile direkt erkennen. Auch Rost kann so nicht mehr versteckt werden. Dieser findet sich nicht selten unter dem Teppich oder am Radkasten. Allerdings werden Rostflecke auch gerne übermalt. Lackreste oder unterschiedliche Farben können ein deutliches Warnsignal für vorhandenen Rost sein.

Auch den Reifen sollte Beachtung geschenkt werden. Sind diese beispielsweise nur einseitig stark abgefahren, könnte das ein Hinweis auf eine fehlerhafte Achseneinstellung sein. Und natürlich sollte bei der ersten Besichtigung auch nach verdeckten Unfällen Ausschau gehalten werden. Spaltmaßen zwischen einzelnen Bauteilen (Türen oder Motorhaube und Kotflügel), die einen ungleichen Eindruck erwecken, gelten als besonders verdächtig. Deshalb sollten in diesem Fall immer die beiden Fahrzeugseiten miteinander verglichen werden.

Außen hui, innen pfui – Innenraum überprüfen

Das Fahrzeug macht von außen einen guten Eindruck? Das muss aber noch lange nicht bedeuten, dass auch im Inneren alles perfekt ist. Bei der Besichtigung sollten deshalb auch alle wichtigen Funktionen getestet werden. Sprich, Scheibenwischer, Heizung/Klimaanlage, Beleuchtung etc. Ein muffiger Geruch aus dem Fahrzeuginneren hat meist einen feuchten Innenraum als Ursache. Hier sollten die Käufer stutzig werden. Das Gleiche gilt übrigens auch für Feuchtigkeit unter den Fußmatten oder angelaufene Fenster.

Bei der Überprüfung des Innenraums sollte auch die Abnutzung von Sitzflächen, Knöpfen und Schalthebeln nicht vergessen werden. Je nach Kilometerstand sollten sich die Abnutzungsspuren in Grenzen halten oder fortgeschritten sein.
Leider wird oft vergessen, einen Blick in den Kofferraum zu werfen. Aber auch dort lassen sich nicht selten Mängel enttarnen. Undichte Stellen (Korrosion) machen sich durch einen muffigen Geruch oder eine feuchte Reserveradmulde bemerkbar. Und auch im Kofferraum kann der Rost lauern – größtenteils unter dem Bodenbelag.

Besondere Beachtung sollte den Kontrollleuchten geschenkt werden. In der Vergangenheit kam es bedauerlicherweise immer häufiger vor, dass unseriöse Verkäufer zu banalen Methoden gegriffen haben, um derartige Mängel zu verstecken. So wurden fehlerhafte Leuchten einfach mit schwarzer Folie überklebt oder schlichtweg übermalt. Das kann nicht nur zu erheblichen Gefahren führen, sondern auch weitreichenden Ärger mit sich bringen. Blinkt etwa die Airbag-Leuchte dauerhaft, wird keine HU-Plakette ausgestellt.

Lass da mal den Experten ran – Technik auf dem Prüfstand

Der Blick unter die Motorhaube sollte natürlich auch bei der ersten Besichtigung nicht fehlen. Allerdings ist für Laien nicht direkt zu erkennen, ob mit Motor und Co. alles in Ordnung ist. Dennoch gibt es einige Anhaltspunkte, die für Mängel sprechen und die auch wirklich jeder direkt als solche erkennt. Tritt etwa Öl aus, ist dies nie ein gutes Zeichen. Auch ausgetretene Bremsflüssigkeit ist ein klares Zeichen für ein gravierendes Problem, das schnellstens behoben werden sollte. Befindet sich am Einfülldeckel für das Öl weißer Schleim, deutet dies meist auf eine defekte Zylinderkopfdichtung hin.

Immer auf Probefahrt bestehen

Gerade bei einem Gebrauchtwagen sollte eine Probefahrt keine Option, sondern ein Muss sein. Nur auf diese Weise lässt sich auch wirklich erkennen, ob das Fahrzeug etwas taugt. Beim Einschalten der Zündung sollten demnach die Kontrollleuchten in der Tachoeinheit aufleuchten. Sofern der Motor gestartet wird, müssen diese jedoch wieder ausgehen. Ist dies nicht der Fall, stimmt etwas nicht.

Während der Probefahrt sollten zudem auch unterschiedliche Straßen, unter anderem Landstraßen, Autobahnen und Nebenstraßen, befahren werden, sodass das Auto auch bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten getestet werden kann. Eine gute Probefahrt sollte mindestens 30 Minuten dauern, sodass aufmerksam alles überprüft werden kann. Ungewöhnliche Geräusche oder ein seltsames Fahrgefühl sowie eigenartige Gerüche, die während des Fahrens wahrgenommen werden, sollten immer Grund zur Sorge bieten.

Gebrauchtwagenkaufbegleitung durch Gutachter

Autokäufer, die nicht über das benötigte Wissen verfügen oder einfach nur auf Nummer sicher gehen wollen, können auch einen Gutachter ihres Vertrauens bitten, den Gebrauchtwagenkauf zu begleiten. Auf diese Weise kann sichergestellt werden, dass alle Mängel direkt aufgedeckt und womöglich noch ein guter Preis für den Gebrauchtwagen erzielt werden kann. Schließlich kann ein Kfz-Sachverständiger mit seinem umfangreichen Wissen und der benötigten Expertise den potenziellen Käufer bestens beraten und vor einem möglichen Fehlkauf mit fatalen Folgen bewahren.

© Alexander Fertig | KFZ-Sachverständigenbüro Fertig GmbH